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Vitamin-Infusionen in Drip Bars: Wellness-Trend oder Gesundheitsrisiko?

In immer mehr Städten Deutschlands bieten sogenannte Drip Bars Vitamin-Infusionen an und versprechen ihren Kundinnen und Kunden Detox-Effekte, schöne Haut und ein stärkeres Immunsystem.

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Vitamin-Infusionen liegen im Trend. Doch Fachleute warnen vor möglichen Risiken. Was steckt hinter den Infusionen, die angeblich der Gesundheit und Schönheit dienen sollen?

Was ist eine Vitamin-Infusion?

Ob strahlende Haut, mehr Energie oder stärkere Abwehrkräfte Drip Bars werben mit schnellen Effekten für Gesundheit und Schönheit. In diesen Einrichtungen, von denen es immer mehr in Deutschland gibt, werden Vitamin-Infusionen per Tropf verabreicht. So gelangen hochdosierte Vitamine und Mineralstoffe direkt in den Blutkreislauf der Kundinnen und Kunden. 

In Drip Bars kann man aus verschiedenen Infusions-Cocktails wählen. Die Zusammensetzung variiert, enthält aber häufig Vitamin C, B12, Elektrolyte oder Glutathion, das als Zellschutz-Antioxidans beworben wird. Die Infusionen in einer Drip Bar werden als „Drip Spa“ bezeichnet. Und die haben ihren Preis: Je nach Einrichtung und Art der Infusion werden Kosten von etwa 100 bis 160 Euro pro Infusion fällig.

Wissenschaftliche Beweise fehlen

Trotz der blumigen Versprechen gibt es bislang keine belastbaren wissenschaftlichen Beweise dafür, dass diese Infusionen gesunden Menschen einen messbaren Vorteil bringen. Der Körper eines gesunden Menschen erhält in der Regel durch eine ausgewogene Ernährung ausreichend Nährstoffe. Nährstoffmängel, die tatsächlich eine Infusion erfordern, kommen in westlichen Industrienationen selten vor.

Zudem ist die Behandlung nicht standardisiert. Es fehlen Leitlinien, die Dosierung und Zusammensetzung der Infusionen regulieren. So können sich die verabreichten Mischungen stark unterscheiden – je nach Anbieter und den individuellen Wünschen der Kundinnen und Kunden.

Hinzu kommt: Drip Bars sind keine medizinischen Einrichtungen. In Deutschland dürfen nicht nur Ärztinnen und Ärzte, sondern auch Heilpraktiker Vitamin-Infusionen setzen – sofern keine apotheken- oder verschreibungspflichtigen Medikamente verwendet werden. Das bedeutet, dass Drip Bars nicht zwangsläufig unter medizinischer Aufsicht betrieben werden. Ein Mangel an fachlicher Kompetenz kann das Risiko für Fehldosierungen und unerwünschte Wechselwirkungen mit Medikamenten erhöhen. Auch die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) warnt vor dem „teuren Lifestyle-Trend ohne medizinischen Wirkungsnachweis“.

Risiken und mögliche Komplikationen

Vitamin-Infusionen mögen harmlos erscheinen, doch sie bergen Gesundheitsrisiken. Dazu gehört etwa die Gefahr der Überdosierung. Der Körper benötigt nur eine bestimmte Menge an Vitaminen und Mineralstoffen – zu viel davon kann nachteilige Folgen haben. 

Für Menschen mit Vorerkrankungen können Drip-Bar-Infusionen sogar zur ernsthaften Gefahr werden. Das gilt der DGIM zufolge insbesondere für Personen mit Nierenschädigungen, da es bei ihnen zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen kann. Bei Menschen mit Herzerkrankungen oder Bluthochdruck können hochdosierte Vitamin-Infusionen eine vorübergehende Flüssigkeitsüberlastung zur Folge haben, welche die Nieren, das Gehirn und das Herz schädigen kann.

Außerdem besteht – wie bei jeder Injektion – auch bei Infusionen das Risiko für Infektionen an der Einstichstelle, allergische Reaktionen oder Kreislaufprobleme durch die schnelle Flüssigkeitszufuhr. Daher, so betont die DGIM, sollten Infusionen nur unter ärztlicher Aufsicht verabreicht werden. 

Fazit: Lifestyle-Trend mit bedenklichen Nebenwirkungen

Drip Bars versprechen schnelle Effekte für Gesundheit und Schönheit, doch vieles spricht für Geldmacherei. Für gesunde Menschen ohne diagnostizierten Vitaminmangel gibt es keine wissenschaftliche Grundlage, die für die Behandlung mit Vitamin-Infusionen spricht. Und Personen mit Vorerkrankungen sollten besonders vorsichtig sein. Wer etwas für sein Wohlbefinden tun möchte, sollte lieber auf eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf setzen – ganz ohne Tropf.

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